Rauchfrei und schlank dabei

Sportmedizinerin Prof. Michaela Axt-Gadermann verrät, mit welchen 30 Lebensmitteln Exraucher ihr Gewicht halten können

Rauchfrei.(c)Prinzette

Wer es erst mal schafft, dem Tabak Adieu zu sagen, wird überflüssige Kilos auch noch los

Es ist schon verflixt! Kaum habe ich meinem Körper etwas Gutes getan und mit dem Rauchen aufgehört, bestraft er mich mit Hüftspeck. Seit drei Monaten bin ich nun schon clean und fühle mich plötzlich schwammig. Dabei habe ich nicht mehr genascht oder mich weniger bewegt als früher. Ist das die Rache meines Körpers für jahrelangen Tabakkonsum? Immerhin sind bei mir in mehr als einem Jahrzehnt rund 93.000 Zigaretten zusammengekommen. Aneinandergelegt würden sie eine Länge von knapp acht Kilometern ergeben, was in etwa der Strecke des Rennsteigtunnels bei Stuttgart entspricht, dem längsten Straßentunnel Deutschlands. Gesund war das nicht! Ich will keine Raucherlunge in Kauf nehmen – eine Fettleber aber auch nicht.

Porträt.(c)Axt-Gadermann

Michaela Axt-Gadermann ist Professorin für Gesundheitsförderung, Prävention und Medical Wellness an der Hochschule Coburg – ©M. Axt-Gadermann

„Tatsächlich nehmen rund 80 Prozent der Exraucher im Laufe der nächsten Monate durchschnittlich vier bis fünf Kilo zu – selbst wenn sie die Kalorienzufuhr beibehalten oder sogar etwas reduzieren“, sagt die Sportmedizinerin, Dermatologin und Autorin Prof. Michaela Axt-Gadermann. Die Ursache dafür sieht sie unter anderem in einer Veränderung der Darmflora. Schließlich entscheiden Bakterien im Bauch darüber, ob wir gute oder schlechte Futter-Verwerter sind und wie viele Kalorien wir aus dem Essen ziehen. „Wer eine eher ‚dicke‘ Darmflora hat, gewinnt bis zu zehn Prozent mehr Energie aus der Nahrung“, so die Ärztin. „Bekommt der Körper kein Nikotin mehr, steigt die Anzahl der Moppelbakterien fast auf das Doppelte, wodurch Keime, die uns beim Abnehmen und Gewicht halten helfen, verdrängt werden.“

"Schlank mit Darm", Prof. Dr. Michaela Axt-Gadermann, Südwest Verlag, 192 S., 16,99 €

„Schlank mit Darm“, Prof. Dr. Michaela Axt-Gadermann, Südwest Verlag, 192 S., 16,99 €

Höchste Zeit also, gegenzusteuern. In ihrem neuen Buch „Schlank mit Darm“ verrät die Expertin, wie man sich über mehrere Wochen eine schlanke Darmflora heranzüchten kann. Zum Beispiel, indem man diese 30 Lebensmittel häufiger zu sich nimmt:

Sauerkraut
In vergorenem Weißkohl stecken Probiotika wie Milchsäurebakterien, die der Darmflora schmeicheln. Am besten kauft man Sauerkraut frisch aus dem Reformhaus und isst es roh, weil beim Kochen sonst die wertvollen Mikroorganismen verloren gehen. Statt des Powerkrauts unterstützen natürlich auch probiotische Joghurts oder Kefir die Darmsanierung.

 

Leinöl
Für gewöhnlich nehmen wir mit unserer Ernährung viel zu wenige entzündungshemmende Omega-3-Fettsäuren und viel zu viele entzündungsfördernde Omega-6-Fettsäuren auf. Das kann chronische Entzündungen im Körper begünstigen, die uns krank und dick werden lassen. Wer sich schützen möchte, sollte Distel-, Sonnenblumen- oder Traubenkernöl aus der Küche verbannen und sie gegen Lein-, Raps- und Hanföl ersetzen, weil hier die Fettsäuren im richtigen Verhältnis stehen. Auch Fische wie Lachs oder Makrele beugen Entzündungsstress im Körper vor und sind somit Wohltäter für die Figur.

Äpfel
Schon zwei der Früchte täglich drängen unerwünschte Mikroorganismen zurück und lassen Schlankmacher wie Bifidobakterien in unserem Bauch gedeihen. In der Apfelschale steckt Pektin, das für das nötige Wohlfühlklima im Darm sorgt und sättigt. Also: Äpfel besser gar nicht schälen.

Kartoffeln
Freispruch für die als Dickmacher verpönten Knollen! Sie enthalten resistente Stärke, die die Bakterienzusammensetzung im Darm positiv beeinflusst. Vorausgesetzt, sie werden kalt verzehrt. Schlagt also ruhig häufiger mal bei Kartoffelsalat zu – oder geht ins Sushi-Restaurant. Schließlich liefert auch kalter Reis die begehrte Stärke in nennenswerten Mengen. Weiße Bohnen, unreife Bananen und Vollkorn-Haferbrot ebenso.

Topinambur
In dem Knollengemüse ist in extrem hoher Konzentration Inulin vorhanden – ein Präbiotikum, das unter anderem das Wachstum von so unaussprechlichen Darmkeimen wie Akkermansia muciniphila begünstigt, die wiederum Speckröllchen verhindern. Topinambur kann roh oder gegart verzehrt werden und schmeckt wie eine Kreuzung aus Kartoffeln und Möhren. Auch Schwarzwurzeln, Artischockenherzen, Chicorée, Knoblauch, Lauch, Zwiebeln und Spargel sind hervorragende Inulinquellen.

Yacón-Dicksaft
Zum Süßen von Tee oder Kaffee empfiehlt Michaela Axt-Gadermann Yacón-Sirup. Die aus Südamerika stammende Pflanze enthält viel Oligofruktose, die die guten Darmbakterien hervorragend nährt. Zu Sirup verarbeitet, den man übers Internet bestellen kann, ist Yacón eine kalorienbewusste Alternative zu Honig, hilft nachweislich, das Gewicht zu senken und bremst Heißhungerattacken. Tomaten und Roggen sind ebenso gute Oligofruktose-Lieferanten.

Kaffee
Ja, ihr habt richtig gelesen. In Maßen genossen kann der Muntermacher das Wachstum von Bifidobakterien begünstigen, weil er ein saures Milieu im Darm schafft. „Vor allem für die Darmschleimhaut scheint Kaffee eine Wellnesskur zu sein. Sie kann sich unter dem Einfluss der Kaffeeballaststoffe gut regenerieren und wird weniger durchlässig“, sagt die Medizinerin. Weitere Ballaststoffgiganten sind Leinsamen, Mohn und Weizenkleie.